Mein Hund ist ein Ausreißer😱❗
Das Ausreißen ist nicht angeboren, sondern anerzogen. Es zeigt, dass bei der Beziehung zum Hund einiges bei uns nicht stimmt. Wahrscheinlich waren wir bei den Übungen „Sitz Bleib“, „Platz Bleib“, „Steh Bleib“ und bei den Hörzeichen „Hier“ oder „Komm“ schon früher bei der Erziehung viel zu nachgiebig!
Unser Ausreißer hat sich nicht nur abgewöhnt, unbedingt sitzenzubleiben, liegen, stehen, auf „Hier“ kommen zu müssen, sondern auch, dass er selbst es ist, der beschließt, was er zu tun oder zu lassen hat. Er folgt, wie es so schön heißt, immer öfter, wenn er will. Wenn ihn aber der Teufel geritten hat, ist er auf und davon. Dieses gilt für alle Hunde, die wir vom Welpenalter aufgezogen haben und beim Erwachsenwerden zum Ausreißer wurden.
Dann gibt es den Hund, den wir als Erwachsenen aus dem Tierheim holen oder anderswo herhaben, von dem wir über sein Vorleben nichts wissen und uns erst ganz vorsichtig an ihr herantasten müssen, um zu sehen, welche schlechten Angewohnheiten er sich angewöhnt hat.
Bei beiden Typen verfahren wir wie folgt:
Zuerst heißt es jetzt, einen kühlen Kopf zu bewahren. Bei dem selbst Aufgezogenen Hund sich fragen, was wir alles falsch gemacht haben könnten, dass unser bester Freund zum Ausreißer wurde. Wie schon am Anfang erwähnt, wird ein Hund nicht von heute auf morgen ein Ausreißer. Das passiert meistens in einem Zeitabschnitt von ca. 3-4 Monaten.
👉Um diese schlechten Angewohnheiten abzugewöhnen, benötigt man die gleiche Zeit etwa, wie er es sich angewöhnt hat. Das heißt also 3-4 Monate❗
In dieser Zeit also darf er nicht mehr von der Leine und 3-4 Monate lang müssen wir all die Übungen wie „Sitz, Bleib“, „Platz“, „Steh“ und das „Kommen“ mit allergrößter Korrektheit üben. Bei aller Konsequenz bei der Arbeit müssen wir versuchen, eine positive Atmosphäre zwischen uns aufzubauen. Wir müssen eine innere Verbindung herstellen, wobei die Belohnung nicht zu kurz kommen darf, denn letztlich stimmt einiges nicht mit unserer Hund-menschlichen Beziehung und daran dürfen wir bitte gerne arbeiten!
Hat ein Hund sich das Ausreißen schon länger angewöhnt, dann lässt es sich nur durch eine Generalüberholung in der Erziehung über mehrere Monate wieder ausbügeln. Wir üben jeden Tag mindestens 10-20mal das „Komm“ auf Befehl und achten genauestens darauf, dass er es sorgfältig ausführt. Daran geht kein Weg vorbei. Diese Übung machen wir mehrere Wochen lang. Es ist mit Sicherheit am Anfang nicht einfach und auch sogar etwas lästig, aber freuen wir uns darauf, dass er nach unserer Kur die schlechten Angewohnheiten wieder abgelegt hat. Wir machen die oben beschriebenen Übungen nur an der langen Leine, achten darauf, dass er aufmerksam ist und Augenkontakt mit seinem Herrn hält. Haben wir nun über mehrere Wochen hindurch jeden Tag fleißig mit ihm geübt, dann lassen wir ihn eine kurze Leine nachschleifen. Kommt er auch bei der kurzen Leine sofort, wenn wir ihn rufen, wird er jedes Mal sehr übertrieben gelobt und er erhält seinen Leckerbissen. Danach darf er wieder frei laufen.
👉Kommt er mindestens 10-mal einwandfrei hintereinander, dann lassen wir es für diesen Tag gut sein. Am nächsten Tag wiederholen wir es erneut❗
Hat er einmal ganz offensichtlich keine Lust und denkt nicht im Traum daran zu uns kommen? Sollten wir ganz ruhig versuchen, die Nachschleppleine zu erwischen, auf der Leine zu ihm hinzugehen, damit er nicht weiter laufen kann, ihn im Genick schütteln und ihn Platz legen! Jetzt kommt sofort wieder die längere Leine dran, mit der er dann wieder weiter laufen darf. Jetzt wird er dann 5- bis 6-mal nacheinander mit dem Hörzeichen „Hier“ heran gerufen. Jedes Mal, wenn er zu uns kommt, wird er wieder übertrieben gelobt und erhält seinen Leckerbissen.
Befürchten wir, dass er auf Zuruf nicht kommt, obwohl die lange Leine dran ist, dann sollten wir nicht zu ihm laufen, sondern schnell in die andere Richtung davon rennen. Er möchte den Anschluss zu seinem Führer nicht verlieren und wird sofort, wenn wir weiter weg sind, hinterdrein rennen, sodass wir auf diese Weise wieder an die lange Leine kommen und auf der Leine zu ihm gelangen.
Er ist jetzt zwar nicht auf unser Rufen zu uns gekommen, sondern uns nur nachgerannt. Dies ist ein Zeichen dafür, dass die lange Leine noch lange nicht abgenommen werden darf. Hier dürfen wir jetzt nicht aufgeben; da muss man hindurch. Am Ende der 3-4 Monatskur wird er sofort kommen, wenn wir ihn rufen. Aber Vorsicht, hat er einen „Rückfall“, müssen wir wieder zur Leine greifen!
👉Den größten Fehler, den wir machen können ist, dass wir zu früh den Hund von der Leine lassen. Wir müssen erst ganz sicher sein, dass er alle Übungen, auch ohne, dass wir ihn an der Leine korrigieren müssen, zuverlässig kann❗
Erst dann machen wir die ersten Versuche, ihn ohne Leine laufen zu lassen. Die Leine wird aber immer mitgeführt, damit, wenn es nicht klappt, wir ihn sofort wieder anleinen können. Hat er erst mal Blut geleckt und Erfolg mit dem Abhauen gehabt, kommt es immer öfter vor. So etwas wirft alle Erziehung um Wochen zurück. Wann wir den Hund frei laufen lassen dürfen, hängt mit seinem Ausbildungsstand zusammen. Ist er nachlässig oder oberflächlich erzogen worden, können wir ihn vielleicht niemals in seinem Leben überall frei laufen lassen.
👉Als Faustregel können wir uns merken: Selbst der erfahrene Ausbilder rechnet ungefähr ein Jahr, bis er sich 100-Prozentig auf seinen Hund verlassen kann❗
Wenn wir uns in jeder Hinsicht auf den Hund verlassen wollen, muss umgekehrt es auch so sein, dass sich der Hund auch in jeder Hinsicht auf uns verlassen kann und uns blindlings vertraut. Bei einem solchen Hund gibt es kein Ausreißen mehr.